An der Rheinischen Straße in Langendreer-Nord war seit der Eröffnung der Verbindung vom Denkmal zum Kaisersteg ein repräsentativer neuer Zentralbahnhof für Langendreer entstanden. Am 1. April 1908 wurde der neue Bahnhof, dessen Stationsgebäude bis heute als Kulturzentrum erhalten ist, eröffnet. Wenig später war auch die im Zusammenhang mit der Höherlegung der Bahntrasse realisierte Straßenunterführung am Bahnhof Langendreer fertiggestellt.
Jetzt lag es nahe, auf kurzem Weg in Ergänzung der Linie G (Laer – Uemmingen – Kaisersteg – Werne – Baulager Lütgendortmund) eine direkte Verbindung in das nur etwas mehr als einen Kilometer Luftlinie entfernte Werne zu schaffen. Allerdings: Die Rheinische Straße war eine Sackgasse. Noch gab es keinen Verkehrsweg, der die neue Straßenbahnstrecke aufnehmen konnte.
PRIVATINITIATIVE
Die Grundstücke zwischen dem Bahnhof und dem Amtshaus in Werne gehörten größtenteils dem Werner Bauunternehmer Martens. Er hatte ein Interesse daran, die Flächen für Wohn- und Industrieansiedlungen zu erschließen. Deshalb unterbreitete Martens der Westfälischen Straßenbahn den Vorschlag, eine Privatstraße vom neuen Bahnhof nach Werne zu bauen.
Die Westfälische Straßenbahn begrüßte die Initiative. Am 15. und 17. Mai 1912 wurde das gemeinsame Projekt vertraglich besiegelt. Die Kosten für die doppelgleisige Gleistrasse sollte die Straßenbahn tragen. Die übrige Finanzierung wollte Martens übernehmen.
Im weiteren Verlauf konnte auch die zunächst passive Gemeinde Langendreer für die Sache gewonnen werden. Sie zeigte am Ende großes Interesse an der neuen Verbindung und war sogar bereit, einen erheblichen Teil der Kosten zu übernehmen.
Davon profitierte vor allem Martens. Die Westfälische Straßenbahn musste weiterhin die Kosten für die Gleise und die Pflasterung der Straße im Gleisbereich tragen.
GENEHMIGUNG UND ERÖFFNUNG
Am 10. März 1913 wurden die behördlichen Genehmigungen für das Projekt „Wernerstraße“ erteilt. Mitte Juli 1913 konnten die ersten Gleise verlegt werden. Am 1. November 1913 waren Straße und Gleise fertiggestellt.
Die landespolizeiliche Abnahme der 1,34 Kilometer langen, doppelgleisigen Trasse erfolgte am 28. November 1913. Unmittelbar nach der Abnahme der Neubaustrecke wurde die Kaisersteg-Linie H von Langendreer Nord über die neue Trasse nach Werne verlängert.
Das Beitragsbild aus der Sammlung von Peter Kracht zeigt die neue Endstelle der Linie H in Werne. Die Postkarte wurde als sogenannte „Kriegskarte“ von der Evangelischen Kirchengemeinde in Werne in Umlauf gebracht. Triebwagen 14 (Falkenried 1908) kam von der Straßenbahn der Stadt Herne zur Westfälischen Straßenbahn.
Auf der nachfolgenden Postkarte ist ein ehemaliger Triebwagen der Märkischen Straßenbahn in der Wernerstraße unterwegs (Verlag F. K. W. – Sammlung Peter Kracht).
ERTÜCHTIGUNG DER KAISERSTEG-LINIE
Parallel zum Neubau der Wernerstraße wurden zwischen Juli und September 1913 die Gleise zwischen Langendreer Denkmal und Kaisersteg erneuert. Im Zentrum von Langendreer wurden die bisherigen Ausweichen vor dem Amtshaus und an der Blücherstraße durch eine neue, besser zum geplanten Fahrplan passende Ausweiche in der Kaiserstraße ersetzt. Ansonsten blieb die Gleislage mit Ausnahme einer geringfügigen Gleisverschwenkung in Höhe des Marktplatzes unverändert.
Nach der Eingemeindung von Werne nach Bochum erhielt die Wernerstraße 1929 ihre noch heute gültige Bezeichnung „Am Heerbusch“.