BETRIEBSHÖFE

  • Auf dem Luftbild aus den 1920er-Jahren, ist die Lage des Betriebshofes gut zu erkennen.
    © RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0

BETRIEBSHOF WITTEN

Als Standort für die Zentrale der Märkischen Straßenbahn fand die Straßenbahnkommission ein gut geeignetes Grundstück im Süden der Gemeinde Langendreer. Es lag im Bereich der Grundherrschaft Haus Crengeldanz. Hier betrieb die Familie Mayweg eine Ziegelei. Ein Teil des Geländes stand kurzfristig zum Verkauf.

Bereits im Oktober 1897 wurde das Baulager der A.-G. Elektricitätswerke an der Crengeldanzstraße eingerichtet. Kurz darauf wurde mit dem Bau des Betriebshofes begonnen.

Die günstige Lage unmittelbar neben der nach Annen und weiter nach Dortmund führenden Bergisch-Märkischen Bahnstrecke ermöglichte die Einrichtung eines Gleisanschlusses der Eisenbahn. Er wurde von Süden aus auf das Betriebshofsgelände geführt. In kurzer Zeit wurden eine großzügig bemessene Wagenhalle, Werkstätten, die Kraftzentrale und ein Kohlelager errichtet.

Im Laufe des Geschäftsjahres 1926 wurde die Wagenhalle des Betriebshofes auf der Ostseite um zwei Hallengleise erweitert. Damit einhergehend erhielt die Halle eine neue Front- und Seitenfassade. Die Gleisharfe der Einfahrt wurde ergänzt. Das vermutlich 1925 entstandene Luftbild in der Bildfolge zeigt die Wagenhalle noch im Zustand vor dem Umbau (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0).

Der Ausbau des Betriebshofes in Witten machte es möglich, den zweiten Betriebshof der ehemaligen Märkischen Straßenbahn in Lütgendortmund aufzulösen.

1927 wurde das frühere Akkumulatoren- und Batteriegebäude zu einem modernen Wasch- und Aufenthaltsraum für die Werkstattangehörigen umgebaut. Darüber hinaus entstanden zwei Wohnungen für die im Betriebshof Witten beschäftigten Meister sowie zwei weitere Wohnungen für andere Betriebsangehörige.

Das Kessel- und Maschinenhaus wurde 1928 abgebrochen. In der Folge konnte die Wagenhalle nach Süden erweitert werden. Auf diese Weise wurden Stellplätze für 16 Triebwagen gewonnen. Die Umformeranlage der Vereinigten Elektrizitätswerk Westfalen GmbH (VEW), die sich bis dahin im Maschinenhaus befand, wurde ausgebaut und in einem kleineren Neubau auf dem Betriebsgelände untergebracht.

Nach der Übernahme der Westfälischen Straßenbahnen GmbH durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurde der Betriebshof betriebsintern sowohl als „Betriebshof Crengeldanz“ als auch als „Betriebshof Witten“ bezeichnet.

Nachdem der Autobusverkehr vor dem Zweiten Weltkrieg von untergeordneter Bedeutung war, führte die zunehmende Inbetriebnahme von Omnibuslinien in den 1950er-Jahren zu Stellproblemen in den Betriebshöfen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG – vor allem in Witten, wo Straßenbahnen und Omnibusse unter einem Dach abgestellt wurden. Vor diesem Hintergrund begannen 1950 die Planungen für einen neuen Omnibusbetriebshof.

Für den Bau des Omnibusbetriebshofes wurde das Gelände des bisherigen Baulagers geräumt. Ein daran anschließendes Ziegeleigelände konnte käuflich erworben werden, so dass ausreichend Fläche für den Neubau zur Verfügung stand.

1954 wurde mit dem Bau des Omnibusbetriebshofes begonnen, am 15. Dezember 1955 war die Wagenhalle fertiggestellt. Von der Betriebszeitung „Rückspiegel“ wurde der neue Betriebshof, der Platz für 35 Omnibusse bot, als „modernster Kraftomnibus-Betrieb in Europa“ gefeiert.

Am 3. Juni 1973 wurde der Straßenbahnbetrieb im Betriebshof Witten eingestellt. Zuletzt waren dort noch 14 Straßenbahnwagen für die Linien im Wittener Netz beheimatet. Die heute noch vorhandene Wagenhalle wurde anfangs an einen Autohändler vermietet. Heute beherbergt sie eine Spielhalle.

  • Für den Fotografen wurde der Betriebshof Lütgendortmund zum "großen Bahnhof".
    Verlag A. Rosenberg, Lütgendortmund - Sammlung Kurt Klotzbach

BAULAGER / DEPOT LÜTGENDORTMUND

Um das Material für den Ausbau des nördlichen Streckennetzes ortsnah lagern zu können, erwarb die Märkische Straßenbahn bereits 1899 ein rund 81Hektar großes Grundstück bei „Kranefeld“ auf der Gemarkung Lütgendortmund. Im Laufe des Jahres 1900 wurde es zunächst als Lager und Werkstatt für den Streckenbau genutzt.

Kurz darauf entstand auf dem Gelände an der Provinzialstraße eine zweite Wagenhalle für die Märkische Straßenbahn. Nach der Fertigstellung der Linie Kaisersteg – Werne – Lütgendortmund beherbergte sie vor allem die im „Nordnetz“ eingesetzten Motor- und Anhängewagen.

1926 wurde das Depot Lütgendortmund nach dem Ausbau der Betriebshöfe in Witten und Gerthe aufgegeben. Es wurde in den folgenden Jahren in unterschiedlicher Weise als Lager und Abstellhalle genutzt. Zuletzt von einem in Lütgendortmund ansässigen Schaustellerbetrieb. Heute befindet sich auf dem Gelände des Betriebshofes eine Tankstelle.

Von Kurt Klotzbach, er war Redakteur der „Ruhr Nachrichten“ in Lütgendortmund und begeisterter Heimatforscher, erhielt ich in den 1980er-Jahren ein Foto, das wahrscheinlich zur Eröffnung der Straßenbahnstrecke nach Castrop arrangiert wurde. Es zeigt im Vordergrund das Zufahrtsgleis zum Betriebshof, rechts zwei Triebwagen auf dem Castroper Streckenast, links einen Triebwagen auf dem Streckenast nach Langendreer-Nord und in Bildmitte einen Triebwagen auf der Strecke Laer – Kaisersteg – Werne – „Kranefeld“ (Baulager / Depot Lütgendortmund).

Von der Wagenhalle gibt es bislang nur die in der Bildfolge enthaltene Luftbildaufnahme aus den 1920er-Jahren (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0).

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