NACH LANGENDREER

Zeitgleich mit der Eröffnung der Strecke vom Wittener Markt zum Bahnhof Bommern wurde am 4. Januar 1899 auch der Streckenast nach Langendreer landespolizeilich abgenommen. Auch hier wurde der planmäßige Betrieb am 5. Januar 1899 aufgenommen.

Das Straßenbahngleis lag zunächst auf der stadtauswärts rechten, östlichen Straßenseite. Unmittelbar hinter dem Kornmarkt passierte die Strecke die evangelische Johanniskirche. Dann wurde sie über die Augustastraße und die Breite Straße auf die Crengeldanzstraße geführt. Kurz darauf überquerte die Straßenbahn die damalige Gemeindegrenze zwischen Witten und dem bis 1929 zur Gemeinde Langendreer gehörenden Weiher Krone, bevor die Einfahrt zum Betriebshof erreicht wurde.

CRENGELDANZ

Nach der Unterquerung der Bergisch-Märkischen Bahnstrecke von Witten über Annen nach Dortmund folgte die Einfahrt in die rund 80 Meter lange Ausweiche Crengeldanz. Die Haltestelle in diesem Bereich ist bis heute nach der Grundherrschaft Haus Crengeldanz benannt, zu der dieser Teil der heutigen Stadt Witten ursprünglich gehörte.

Durch die Ansiedlung der Glasfabrik Müllensiefen und der Ziegelei Mayweg, auf deren Gelände das Straßenbahndepot errichtet worden war, war die Bevölkerung seit Mitte des 19. Jahrhunderts erheblich angewachsen. Bis heute prägen einige der um die Jahrhundertwende entstandenen Bauten das Stadtbild.

Nach der Haltestelle Crengeldanz fuhr die Straßenbahn zunächst ein kurzes Stück über die heutige Hörder Straße. Über die damalige Wittener Straße (heute Langendreerstraße) wurde die Hauptstraße erreicht, die unmittelbar in das Dorfzentrum von Langendreer führte.

Unmittelbar vor der Einmündung der Strecke in die Hauptstraße befand sich in der Wittener Straße eine weitere Ausweiche. In der Hauptstraße lag das Gleis am westlichen Straßenrand, bevor es in Höhe des heutigen Marktplatzes in das Umsetzgleis an der Haltestelle Langendreer Denkmal mündete.

Das Titelbild dieses Kapitels zeigt Triebwagen 7 im Bereich der Endstelle von 1899 vor dem am 4. Juli 1886 eingeweihten Denkmal für die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870/71. Die historische Postkarte stammt aus der Sammlung der Pressestelle der Stadt Bochum.

HINDERNIS EISENBAHN

In Langendreer war eine Kreuzung der umfangreichen Gleisanlagen der Eisenbahn um die Jahrhundertwende noch nicht möglich.

Um den Netzausbau wie geplant fortsetzen und die Linien dann auch in Betrieb nehmen zu können, folgten in Langendreer zunächst die Strecke nach Uemmingen (1899) und Laer (1901) und von dieser ausgehend die Strecke nach Werne und Lütgendortmund (1900).

In Lütgendortmund entstanden in den Jahren 1899 und 1900 ein Baulager und (wahrscheinlich auch schon) eine Wagenhalle zur Bereitstellung der Straßenbahnwagen für das „Nordnetz“.

Vom Baulager Lütgendortmund wurden eine Stichstrecke nach Langendreer-Nord (1900), die Strecke zum Lütgendortmunder Markt (1900), die Strecke nach Castrop (1901) und die Verlängerung vom Markt zum Bahnhof Lütgendortmund (1902) vorangetrieben.

UNTERFÜHRUNG

Im Laufe des Jahres 1907 wurden der neue Personenbahnhof Langendreer auf der Nordseite des Gleisfeldes und die Straßenunterführung von der Hauptstraße zum Bahnhof fertiggestellt. Die Eröffnung des neuen Bahnhofs wurde am 1. April 1908 gefeiert.

Die Märkische Straßenbahn hatte bereits 1907 mit der Provinz Westfalen, die für den Unterhalt der Provinzialstraße verantwortlich war, einen Vertrag zur Nutzung der neuen Unterführung geschlossen. Auch die Eisenbahnverwaltung hatte diesem Vertrag zugestimmt.

Die neue Unterführung ermöglichte grundsätzlich einen durchgehenden Straßenbahnverkehr von Bommern nach Castrop, der jedoch mangels eines Gleisdreiecks am Bahnhof zunächst noch nicht realisiert wurde. Nach dem ab dem 1. Januar 1910 geltenden Fahrplan der Märkischen Straßenbahn trafen sich in der Endstelle am Bahnhof Langendreer die Linien von Bommern Denkmal (Linie 2), zum Kaisersteg (Linie 3) und nach Lütgendortmund (Linie 4). Alle Linien wurden im 10-Minuten-Takt betrieben. Damit gab es für die Fahrgäste gute Umsteigeverbindungen.

  • Die "Märkische" um 1910 auf der Hauptstraße, im Hintergrund die Halde der Zeche Bruchstraße.
    Historische Postkarte - Sammlung Wolfgang R. Reimann