RÜDINGHAUSEN

Im Vertragswerk zur Gründung der Märkischen Straßenbahn vom 13. Dezember 1898 war vereinbart worden, die Straßenbahnstrecke von Annen bis Rüdinghausen fortzuführen. Ein wichtiger Aspekt war dabei, dass es in Rüdinghausen keinen eigenen Bahnhof gab: Sowohl die 1848 eröffnete Bergisch Märkische Eisenbahn als auch die 1880 gebaute Rheinische Eisenbahn verzichteten auf einen weiteren Haltepunkt. Jetzt sollte die Straßenbahn die lange erwünschte Verkehrsverbindung nach Annen und Witten herstellen.

Im Verlauf des Jahres 1902 wurde die 620 Meter lange Neubaustrecke von der Endstelle „Bahnhof Annen-Süd“ über die Untere Rüdinghauser Straße (heute Kreisstraße) nach Rüdinghausen gebaut. Die Arbeiten wurden vollständig ausgeführt. Dabei jedoch blieb es: Die Strecke wurde nicht in Betrieb genommen.

Der Grund für die Verzögerung des Projekts ist nicht überliefert. Aktenkundig ist, dass die Genehmigungsbehörde der Märkischen Straßenbahn zwei Fristverlängerungen einräumte, um die Strecke in Betrieb zu nehmen: eine erste, bis zum 1. April 1906 reichende Frist und eine weitere Frist bis zum 1. September 1912.

DEMONTAGE DER NEUWERTIGEN STRECKE

Auch von der zweiten Frist machte die Märkische Straßenbahn keinen Gebrauch. Im Laufe des Jahres 1906 wurden die Gleise sowie 23 Streckenmasten und 2 sogenannte Richtungsmasten (für die Ausweiche) demontiert. Das neuwertige Material wurde zum Ausbau des Betriebshofes Lütgendortmund sowie zu einer Änderung der Gleisanlage am Bahnhof Langendreer verwendet.

Ein Anschluss von Rüdinghausen an das öffentliche Nahverkehrsnetz erfolgt erst viele Jahre später in Form der Omnibuslinie Rüdinghausen – Witten – Stockum durch die Westfälische Straßenbahn GmbH. Sie wird nach der Übernahme der Westfälischen Straßenbahnen AG durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG ab dem 1. Januar 1938 durch die Omnibuslinie „J“ ersetzt.

Heute ist der Omnibus zwischen Witten und Rüdinghausen als Linie 320 unterwegs.

Das Titelbild zeigt einen 1947 gebauten Krauss-Maffei KMO 130 Omnibus an der Gaststätte „Haus Verren“ in Rüdinghausen (BOGESTRA-Fotosammlung).

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  • Die Straßenbahn nach Rüdinghausen sollte in Annen-Süd an die bestehende Strecke anschließen.
    Verlag Gebrüder Krampen, Annen - Sammlung Ludwig Schönefeld