Wie die Stadt Witten versuchte auch die benachbarte Stadt Bochum, die Verkehrsströme aus den durch Bergbau und Industrie stark wachsenden Landgemeinden über den Bau von Straßenbahnstrecken auf das eigene Zentrum zu lenken.
Zeitgleich mit den Plänen zur Gründung der Märkischen Straßenbahn trieb auch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn den Ausbau ihres Netzes in Richtung Witten voran.
BOCHUM – LAER – WERNE
Als erste Verbindung war am 3. August 1898 die 4,51 Kilometer lange Strecke von Bochum nach Laer betriebsbereit. Sie begann an der Ausweiche Maarbrückenstraße (vor dem damaligen Bochumer Rathaus). Von dort verlief die Strecke über die Bongardstraße, die Obere Marktstraße und die Buddenbergstraße zur Wittener Straße.
Kurz hinter der Einmündung der Arndstraße befand sich die erste Ausweiche. Hinter der Ausweiche folgte die Strecke der Wittener Straße bis Laer, stadtauswärts eingleisig auf der rechten Straßenseite mit weiteren Ausweichen in Höhe der Einmündung Lohbergstraße und in Altenbochum.
Am 22. Februar 1901 wurde die Strecke um weitere 5,2 Kilometer über den Werner Hellweg und die Rüsingstraße zum Amt Werne und damit in den damaligen Landkreis Witten verlängert.
LAER – WITTEN
Nachdem die Märkische Straßenbahn in Uemmingen die zum Amtsbezirk Bochum gehörende Gemarkung Laer erreicht hatte, beschleunigte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn den Ausbau ihres Netzes von Laer in Richtung Witten.
Obwohl sich die Strecken der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Märkischen Straßenbahn in Uemmingen in fußläufiger Entfernung annäherten, wurde keine Gleisverbindung hergestellt. Auch zwischen Uemmingen und Witten vermied man einen Parallelverkehr mit der Märkischen Straßenbahn und führte die Linie auf einer alternativen Trasse über die Bauernschaften Westerhard und Papenholz bis zum Crengeldanz.
Heute würde diese Trasse von der Alten Wittener Straße in Laer das Autobahnkreuz A 43 / A 44 kreuzen und dann über die Alte Ümminger Straße, die Baroper Straße, die Anhöhe bei Kaltehardt (später Ausweiche und Haltestelle „Wasserturm“) zur Straße „Papenholz“ in Witten führen.
Am 21. Dezember 1901 wurde die 4,19 Kilometer lange Verbindung in Betrieb genommen.
WEITERFÜHRUNG ZUM CRENGELDANZ
Die Bochumer Endstelle lag anfangs in Höhe der von Karl Springborn betriebenen Gastwirtschaft. Heute hat das Haus die Adresse Bochumer Straße 13. Unter Inkaufnahme von einigen Metern Fußweg und einer gegebenenfalls längeren Wartezeit vor verschlossenen Bahnschranken konnten die Fahrgäste der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zu den Wagen der Märkischen Straßenbahn wechseln und somit das Wittener Zentrum erreichen.
Aufgrund der hohen Zugfrequenz untersagte die Königliche Eisenbahndirektion der Straßenbahn die niveaugleiche Kreuzung der Bahnstrecke. Der in Konkurrenz zur Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG stehenden Märkischen Straßenbahn war das nur Recht, obwohl sich Wittens Bürgermeister Dr. Gustav Haarmann vehement für eine Weiterführung der Bochumer Linie bis zur Strecke der Märkischen Straßenbahn einsetzte. Deren Haltestelle lag vor der damaligen Brauerei Dönhoff.
Schließlich einigten sich alle Beteiligten auf den Bau der bis heute vorhandenen, elf Meter breiten Straßenunterführung. Am 27. Mai 1905 genehmigte der Regierungspräsident in Arnsberg die Weiterführung der Bochumer Straßenbahnstrecke. Am 1. Juli 1906 wurde das Gleis um 165 Meter verlängert und bis auf 2,60 Meter an die Trasse der Märkischen Straßenbahn herangeführt. Eine Gleisverbindung an der inzwischen nach dem ursprünglichen Grundbesitz „Crengeldanz“ bezeichneten Haltestelle gab es anfangs nicht.
Die Bezeichnung „Crengeldanz“ entwickelte ein Eigenleben: Die häufige Formulierung „am“ oder „zum“ Crengeldanz ist eine Schöpfung des Volksmunds.
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