HAGEN SCHAFFT FAKTEN

Während die Leitung der Westfälischen Straßenbahn sowohl bei der Gemeinde Bommern als auch bei der Eisenbahndirektion Elberfeld auf Widerstand hinsichtlich des Projektes einer Straßenbahnverbindung von Bommern nach Wetter stieß, schaffte der Hagener Landrat Hartman in seinem Landkreis Fakten.

Mehr und mehr setzte sich Hartmann für die Pläne der Hagener Straßenbahn ein. Diese war im März 1914 bereit, mit dem Bau der Strecke von Hagen über Herdecke nach Wetter zu beginnen.

Am 13. März 1914 forderte der Landrat die Westfälische Straßenbahn auf, ihre Planung für die Strecke von Wengern nach Wetter zugunsten der Hagener Straßenbahn zurückzustellen. Diese nach daraufhin den Bau der Strecke von Hagen über Herdecke und Wetter nach Wengern in Angriff. Die Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg brachte die Arbeiten zum Stillstand. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Hagener Straßenbahn bereits einen großen Teil der Gleise verlegt. Ebenso hatte man schon zahlreiche Oberleitungsmasten gesetzt.

Im Frühjahr 1920 konnte die Hagener Straßenbahn den Bau der Strecke abschließen: Das erste Teilstück von Hagen über Herdecke nach Wetter wurde am 22. Mai 1920 eröffnet. Zwei Monate später, am 17. Juli 1920 folgte die Eröffnung des zweiten Teilstücks von Wetter nach Wengern.

DIE WESTFÄLISCHE GIBT AUF

Die Linie zwischen Hagen und Wengern wurde von der Bevölkerung nicht angenommen. Die Inflation verstärkte die Probleme. Am 9. Dezember 1922 beantragte die Hagener Straßenbahn AG deshalb beim Regierungspräsidenten die Einstellung des Linienverkehrs zwischen Wetter nach Wengern. Wenige Tage später wurde bereits der wertvolle Kupferfahrdraht demontiert.

In dieser Situation unternahm die Westfälische Straßenbahn GmbH Anfang 1924 erneut den Versuch, die seit 1912 geplante Verbindung von Bommern nach Wetter unter Nutzung der Hagener Strecke zwischen Wengern und Wetter zu realisieren. Unterstützt wurde sie dabei von der Stadt Witten und vom Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR).

Der Direktor der Hagener Straßenbahn AG wies die Initiative im Mai 1924 scharf zurück. Seine größte Sorge war der Verlust der Unabhängigkeit seines Unternehmens: Es war bekannt, dass der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk daran arbeitete, die Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet zusammenzuführen. Zusätzlich befürchtete die Hagener Straßenbahn, dass der Stinnes-Konzern und die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke ihren Einfluß auf die Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet weiter ausbauen könnten.

Im Verlauf des Jahres 1926 nahm die Hagener Straßenbahn die Linie nach Wengern wieder in Betrieb.

Die Westfälische Straßenbahn verlor schließlich das Interesse an der Verbindung von Bommern nach Wengern. Erst Anfang der 1950er-Jahre wurde ein Linienverkehr von Witten über Bommern, Wengern und Wetter nach Herdecke realisiert: als Omnibuslinie der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG.

STRASSENBAHNBETRIEB BIS 1974

Die Hagener Straßenbahn betrieb die Straßenbahnverbindung nach Wengern bis in den Zweiten Weltkrieg hinein. Schwere Schäden an der Strecke führten 1943 zur Einstellung des Straßenbahnverkehrs nach Wengern. Im März 1945 wurde auch der Verkehr nach Wetter eingestellt.

Dank einer Notbrücke über die Ruhr in Herdecke konnte die Straßenbahn vom 8. November 1948 an im Anschluss an den Hagener Streckenast wieder zwischen Herdecke und Wengern pendeln. Jedoch erfolgte bereits am 15. August 1949 auf der Gesamtstrecke von Herdecke und Wengern die Umstellung auf den Omnibus.

Nach dem Bau einer neuen Ruhrbrücke in Herdecke konnte die Linie 4 vom 4. August 1951 an von Hagen kommend wieder bis zur Kirche in Herdecke geführt werden. Auf der Südseite der Ruhr hatte man zeitgleich mit dem Brückenbau die Herdecker Straße (B 54) neu angelegt. Für die Straßenbahn entstand ein eigener Bahnkörper in Seitenlage.

An dieser Stelle fotografierte Wolfgang Hilger am 24. September 1970 das Beitragsbild mit dem von Hagen nach Herdecke fahrenden Triebwagen 73 (Düwag 1962). In Gegenrichtung waren an diesem Tag ein Verbandstyp-Zug aus Triebwagen 333 und Beiwagen 118 (Düwag 1957 bzw. 1955) zum Einsatz (Sammlung Ludwig Schönefeld).

Das Reststück der Linie 4 zwischen Eilpe und Herdecke wurde am 25. Mai 1974 eingestellt.

Am 31. Mai 1975 folgte die Stilllegung der Linie 2 zwischen Haßleyer Straße und Haspe-Vogelsang. Mit dem Abschied von der Linie 1 zwischen Eilpe und Loxbaum und der Linie 7 zwischen Markt und Boele-Kabel am 29. Mai 1976 war die Straßenbahn in Hagen endgültig Geschichte.

  • Triebwagen 333 und Beiwagen 118 kommen am 24. September 1970 aus Herdecke.
    Foto Wolfgang Hilger - Sammlung Ludwig Schönefeld