AUSBAUPLÄNE

Nicht nur in Witten, auch in Hagen entstand um die Jahrhundertwende ein neues Netz elektrischer Straßenbahnen. Die Gemeinden im Ruhrtal – Herdecke, Wettern und Wengern – erkannten, dass das moderne Verkehrsmittel für sie eine schnelle und komfortable Anbindung an die schnell wachsenden Städte ermöglichen könnte.

Vor diesem Hintergrund wurden schon bald erste Gespräche auf politischer Ebene geführt, sowohl mit der Märkischen Straßenbahn in Witten als auch mit der Hagener Straßenbahn.

Im Mai 1911 ergriff Paul Eduard Hartmann (1863 – 1914), Landrat des Kreises Hagen, die Initiative. Er lud die Vertreter der nordwestlichen Städte und Gemeinden am 18. Mai 1911 und dann noch einmal am 2. Juni 1911 nach Hagen ein, um Optionen für den Ausbau des Hagener Straßenbahnnetzes in den nordwestlichen Teilen des Landkreises zu erörtern. Unter den eingeladenen Politikern waren Vertreter der Städte Herdecke und Wetter sowie der Gemeinde Wengern. Auch die Hagener Straßenbahn AG saß mit am Tisch.

Im Fokus der Politik waren zwei neue Strecken: eine Verbindung nach Vorhalle und eine Verbindung von Hagen über Herdecke und Wetter nach Wengern.

Für die Hagener Straßenbahn AG schien das Projekt zunächst keine größere Priorität zu haben. Die von der Politik erbetenen, vorbereitenden Gutachten wurden erst einmal nicht wie vereinbart ausgearbeitet.

Am 8. November 1912 lud Landrat Hartmann die Beteiligten erneut ein. Bei diesem Treffen waren nun auch der Bochumer Landrat Gerstein, die Stadt Witten, die Gemeinde Bommern und die Westfälische Straßenbahn GmbH mit dabei. Paul Müller, Direktor der Westfälischen Straßenbahn, setzte sich dafür ein, möglichst viele Verbindungen unter den Verkehrsnetzen im mittleren Ruhrgebiet zu schaffen. Er regte an, durch die Westfälische Straßenbahn eine neue Verbindung von der bestehenden Endstelle in Bommern, wo das oben gezeigte Foto entstand (A.-G. Elektricitätswerke – Sammlung Fricke), über Wengern und Wetter nach Herdecke zu bauen.

Anfang 1913 einigte man sich so weit, dass die Hagener Straßenbahn die Projektleitung für die Strecke Herdecke – Wetter – Wengern und die Westfälische Straßenbahn die Projektleitung für die Strecke Bommern – Wengern übernehmen sollten. Während die Gemeinde Bommern dem Projekt distanziert begegnete, schlossen die Stadt Witten und die Gemeinde Wengern am 26. März 1913 einen Vertrag über den Bau und die Finanzierung der Strecke.

ELBSCHETALBAHN

Ein kritischer Punkt im Verlauf der geplanten Trasse über die heutige Wengernstraße in Bommern und die heutige Wittener Straße in Wengern blieb die Kreuzung der Elbschetalbahn Witten – Klostermark – Rosendahl – Langerfeld – Barmen.

Der vorhandene Straßendurchlass war für die Straßenbahn zu schmal. Zwar standen für einen Umbau die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung. Die Eisenbahndirektion Elberfeld wollte den Umbau der Brücke mit dem geplanten, aber am Ende nicht realisierten Ausbau der Bahnstrecke verbinden.

Die schwebende Situation rund um den Ausbau der Eisenbahn brachte das Straßenbahn-Projekt im Oktober 1913 zum Stillstand. Um zwischenzeitlich nicht untätig zu sein, trieb die Westfälische Straßenbahn dennoch die Planung für die Weiterführung der Strecke von Wengern nach Wetter voran.

ZURÜCKZUM NÄCHSTEN KAPITEL

  • Panoramablick über die Ruhr nach Wengern, aufgenommen in den 1950er-Jahren.
    Die Straßenbahn entlang der Bahn über die Wetterstraße nach Wengern zu führen, war keine Option.
    Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund - Sammlung Ludwig Schönefeld