Als dritte Strecke der Märkischen Straßenbahn wurde am 4. März 1899 die Verbindung vom Kornmarkt nach Annen-Süd eröffnet.
Die Konzession wurde am 27. September 1898 gemeinsam mit der Strecke nach Bommern erteilt. Die landespolizeiliche Abnahme der Strecke erfolgte einen Tag nach der offiziellen Eröffnung am 5. März 1899. Die Gleislänge betrug 3,966 Kilometer.
Die neue Strecke verlief vom Kornmarkt stadtauswärts auf der rechten Straßenseite der Johannisstraße zur Pferdebachstraße. In deren Verlauf lag die Haltestelle am Bahnhof Witten-Ost der ehemaligen Rheinischen Eisenbahn.
In Höhe des Diakonissenhauses, dem Vorläufer des späteren Evangelischen Krankenhauses, verließ die Strecke die Pferdebachstraße. Weiter ging es über die Feld- / Krumme Straße (heute Diakonissenstraße), die Rheinische Straße (heute teilweise „Wittener Bruch“), die Wullenstraße (heute Westfalenstraße) und die Roonstraße (heute Erlenweg) zur Wittenerstraße (heute Annenstraße).
Über die Wittenerstraße wurde der Bahnhof Annen-Nord an der ehemaligen Bergisch-Märkischen Eisenbahn erreicht. Die Gleise der Straßenbahn lagen auf diesem Streckenstück auf der südlichen, stadtauswärts rechten Straßenseite.
Kurz vor dem Bahnhof befand sich mitten im Ortsbild die Zeche „Vereinigte Hamburg & Franziska“. Die Bedürfnisse der dort beschäftigten Bergleute prägten die Infrastruktur an der Wittenerstraße. Neben Geschäften für den täglichen Bedarf gab es verschiedene Gaststätten. Eine von Ihnen war das „Union Restaurant“, das wir in der Bildfolge kennenlernen.
Nach der niveaugleichen Kreuzung mit dem Anschlussgleis der Zeche „Vereinigte Hamburg & Franziska“ wechselte das Gleis auf die nördliche Straßenseite. Hinter der Haltestelle am Bahnhof Annen-Nord wurde die Straßenbahn über eine 90-Grad-Kurve in die Bismarckstraße (heute Bebelstraße) geführt.
Von der Bismarckstraße erreichte die Straßenbahn über Herdeckerstraße (heute Geschwister-Scholl-Straße) die Endstelle „Bahnhof Annen-Süd“ in der Unteren Rüdinghauser Straße (heute Kreisstraße). Sie lag unmittelbar vor dem nördlichen Bahnhofsgebäude auf dessen Ostseite. Hier hielten die Züge in Richtung Witten(-Ost), Stockum und Langendreer. Heute warten auf der gegenüberliegenden Seite die Omnibusse der Linie 320 in der Wendeschleife „Am Hang“.
Am noch erhaltenen Bahnhofsgebäude auf der Südseite der Rheinischen Eisenbahn hielten die Züge in Richtung Löttringhausen. Um dorthin zu gelangen, mussten die Fahrgäste der Straßenbahn in der Herdeckerstraße aussteigen und zu Fuß die Bahnstrecke unterqueren.
Intern wurde die zweite Linie der Märkischen Straßenbahn als „Linie 1“ bezeichnet. An den Straßenbahnwagen selbst wurden auch auf der „1“ nur die Fahrtziele und der Streckenverlauf angegeben.
Das Beitragsbild zeigt die Straßenbahn am Bahnhof Annen-Nord. Das Motiv der Postkarte wurde bereits nach der Übernahme der Märkischen Straßenbahn durch die Westfälische Straßenbahn aufgenommen. Der Colorist des Verlages von Johann Ruberg in Annen gab dem Wagen dennoch eine an die Lackierung der „Märkischen“ angelehnte Farbgebung (Sammlung Ludwig Schönefeld).