BÜRGERMEISTERAMT

Ein Jahr nach der Inbetriebnahme der Verbindung vom Kaisersteg über Werne nach Lütgendortmund wurde die Strecke nach Castrop fertiggestellt. Sie war 4,810 Kilometer lang. Ausgangspunkt der neuen Strecke war der Endpunkt „Kranefeld“ der am 6. September 1900 eröffneten Verbindung Langendreer Nord – Kranefeld.

Die Endstelle lag in Höhe des Bürgermeisteramtes in Castrop in der Wittener Straße. An dieser Stelle befand sich auch der „Reichshof“. Der Hotel- und Restaurantbetrieb war eine der „ersten Adressen“ im Ort.

Für das neue Teilstück war die Konzession am 23. Januar 1901 erteilt worden. Die landespolizeiliche Abnahme fand am 27. Juni 1901 statt. Die Inbetriebnahme im Linienverkehr folgte am 25. August 1901.

BETRIEBSINTERN LINIE 4

In den Anfangsjahren wurde die Strecke nach Castrop mit dem südwestlichen Ast der Strecke von Uemmingen über Werne nach Lütgendortmund verknüpft. Betriebsintern wurde deren Bezeichnung als Linie 4 jetzt für die Verbindung von Uemmingen nach Castrop verwendet.

Der nordöstliche Ast der Linie Uemmingen – Lütgendortmund wurde mit der Strecke Langendreer Nord – Wilhelmshöhe – Depot Lütgendortmund verbunden. Diese, betriebsintern als Linie 5 bezeichnete Verbindung führte von Langendreer Nord nach Lütgendortmund Markt.

Wie historische Fotos belegen, fuhren gleichwohl einige Wagen auch von Castrop nach Langendreer Nord. So zeigt die hier als Beitragsbild gezeigte, 1905 von Reinicke und Rubin in Magdeburg verlegte Postkarte (Sammlung Ludwig Schönefeld), deren fotografische Vorlage am Reichshof entstand, den nach Langendreer Nord beschilderten Triebwagen 26. Fahrer und Schaffner genießen ihre Pause auf den Längsbänken. Die Fahrgäste müssen noch einen Moment bis zur Abfahrt warten.

NACH GASTSTÄTTEN BENANNT

Die eingleisige Strecke folgte der Provinzialstraße durch Bövinghausen, Merklinde und Obercastrop bis in das Zentrum von Castrop. Das Gleis lag zumeist auf der westlichen Straßenseite. Auf dem Streckenast vom Baulager Lütgendortmund nach Castrop gab es insgesamt neun, jeweils rund 60 bis 70 Meter lange Ausweichen, von denen sechs nach Gaststätten benannt waren: „Kranefeld“, „Plesken“, „Villis“, „Rose“, „Hovemann“, Katholischer Friedhof, „Genderra“, Rennplatz und Bürgermeisteramt Castrop.

Die Benennung der Ausweichen hat sich im kollektiven Gedächtnis zum Teil bis heute erhalten. Mit der Einführung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr am 1. Januar 1980 wurde die Gepflogenheit, Haltestellen nach Gaststätten zu benennen, aufgegeben.

WECHSEL DER LINIENZUORDNUNG

Ab dem 1. März 1909 wurde die interne Zuordnung der Liniennummern geändert. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Verbindung von Langendreer Nord nach Castrop betriebsintern als Linie 4 geführt, die Verbindung von Laer nach Castrop als Linie 5.

  • Fritz Köster, Wirt des "Reichshofs" war stolz auf die Straßenbahn-Endstelle vor der Tür.
    Postkarte von Heinrich Schmitz, Castrop - Sammlung Wilhelm Dufhues