VON MARTEN

Am 1. Februar 1911 konnte der Landkreis Dortmund seine über mehr als ein Jahrzehnt geplante Straßenbahnverbindung nach Lütgendortmund in Betrieb nehmen.

Die neue Verbindung war Teil eines kleinen Streckennetzes, das Marten im Norden mit dem Bahnhof Marten, Kirchlinde, Frohlinde und Schwerin sowie im Osten mit Dorstfeld verbinden sollte. Zeitgleich mit der Strecke nach Lütgendortmund gingen auch die Strecken nach Dorstfeld und zum Bahnhof Marten in Betrieb. Die Weiterführung vom Bahnhof Marten nach Schwerin folgte am 31. Juli 1911.

Die Strecke nach Lütgendortmund verlief von der heutigen Martener Straße kommend über die heutige Steinhammerstraße zum 1910 eröffneten Bahnhofsgebäude in Lütgendortmund. Da die „Elektrischen Strassenbahnen des Landkreises Dortmund“ auf Normalspur (1435 mm) verkehrten, wurde die Endstelle der neuen Straßenbahnstrecke parallel zur Endstelle der Märkischen Straßenbahn angelegt. Im Beiwagenbetrieb führten die beengten Platzverhältnisse später zu aufwendigen Rangiermanövern.

Der von 1910 bis 1922 von der Straßenbahn genutzte Betriebshof des Martener Netzes ist bis heute als Werkstatt der Feuerwache 5 unter der Adresse Bärenbruch 31 erhalten.

Das Beitragsbild, eine historische Postkarte aus dem Martener Verlag A. Steckling (Sammlung Wilhelm Mohrenstecher) zeigt unten links Triebwagen 152 der Landkreisbahn vor dem 1910 eröffneten Lütgendortmund Bahnhofsgebäude. In der oberen Hälfte ist die nach Marten führende Strecke in der damaligen Bismarckstraße (heute Steinhammerstraße) zu sehen. Ein großer Teil der abgebildeten Gebäude ist hier heute noch erhalten.

WIDERSTAND DER STAATSBAHN

Die Planungen für die Strecke reichten bis in das Jahr 1896 zurück. Anfangs scheiterte der Bau daran, dass der Landkreis Dortmund keinen geeigneten Konzessionär für den Bau und Betrieb des Martener Netzes fand. Später verhinderte die Staatsbahn den Bau, in dem sie sich über Jahre weigerte, einer niveaugleichen Kreuzung der Bahnstrecke von Marten nach Somborn zuzustimmen.

In den Anfangsjahren trugen die von der Kölner Waggonfabrik van der Zypen gelieferten Triebwagen (Nummer 144 bis 163) keine Liniennummern. Das änderte sich bereits nach zwei Jahren: Am 1. Juli 1914 brachte der Landkreis Dortmund seine Strecken in eine zuvor am 1. April 1914 gegründete Betriebsgemeinschaft mit der Städtischen Straßenbahn Dortmund ein. Jetzt erhielt die Linie nach Lütgendortmund die Liniennummer 6.

ZUM KAISERBRUNNEN UND NACH WAMBEL

Nach der Herstellung einer Gleisverbindung in Dorstfeld wurde die Linie über das städtische Streckennetz bis zum Kaiserbrunnen in Dortmund verlängert. Fortan war sie als Linie 13 unterwegs. Die Strecke zur Zeche Ickern erhielt die Liniennummer 14.

Der Kaiserbrunnen an der Ecke Kaiserstraße / Lippestraße bildet bis heute das Zentrum des gleichnamigen Stadtviertels. Der Triebwagen rechts macht sich – zu erkennen am fast senkrecht stehenden Lyra-Stromabnehmer – soeben zur Rückfahrt nach Lütgendortmund oder Castrop-Rauxel bereit.

LINIEN 2 UND 12

Im Dortmunder Straßenbahnnetz von 1935 teilten sich die Strecken zur Zeche Ickern und nach Lütgendortmund die Liniennummer 2. Die östliche Endstelle wurde nunmehr nach Wambel verlegt. Von dort wurden in 93 Minuten die Zeche Ickern in Castrop-Rauxel und in 48 Minuten Fahrzeit die Endstelle in Lütgendortmund erreicht. Bis Marten verkehrte die Linie im 10-Minuten-Takt, auf den Außenstrecken nach Ickern und Lütgendortmund gab es einen 20-Minuten-Takt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Straßenbahn nach Lütgendortmund Ende August 1945 wieder in Fahrt. Im Jahresfahrplan 1951 sind die Verbindung von Wambel nach Ickern als Linie 2 und die Verbindung von Wambel nach Lütgendortmund-Bahnhof als Linie 12 aufgeführt.

ENDE ZWISCHEN 1958 UND 1963

Als erste der ehemaligen Strecken der Elektrischen Strassenbahnen des Landkreises Dortmund im Raum Witten / Castrop / Lütgendortmund wurde am 1. Juli 1958 die Verbindung von Habinghorst nach Henrichenburg auf den Omnibusbetrieb umgestellt. Dieser Einstellung folgten am 1. Mai 1960 die Umstellung der Strecke Habinghorst – Ickern, am 31. Dezember 1960 die der Strecke Habinghorst – Castrop Münsterplatz und am 1. Juli 1962 das Teilstück Münsterplatz – Kirchlinde.

Am 31. Dezember 1963 folgte die Einstellung des Straßenbahnbetriebs zwischen Kirchlinde und Marten sowie zwischen Marten und Lütgendortmund. Anfangs erhielt die als Ersatz eingerichtete Omnibuslinie das Liniensignal „T“, später die Nummer 62. Ihr Linienweg führte lange vom Dortmunder Hauptbahnhof über Huckarde, Kirchlinde, Bövinghausen und Lütgendortmund nach Marten. Heute ist sie als VRR-Linie 462 auf der Relation Huckarde – Kirchlinde – Bövinghausen – Lütgendortmund – Marten – Barop unterwegs.

Das abschließende, am 9. Mai 1953 von Peter Boehm aufgenommene Foto zeigt den 1925 von der Waggonfabrik Uerdingen gelieferten Triebwagen 219 der Stadtwerke Dortmund neben dem auf der Linie 17 eingesetzten Triebwagen 167 der Bochum-Gelsenkirchener Strassenbahnen AG. Dieser war ein echter Dortmunder. Er wurde 1916 von der Abteilung Dortmunder Union der Deutsch-Luxemburgerischen Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft für die Bochumer Straßenbahn gebaut. Schade nur, dass der Straßenbahnfreund damals für die im Hintergrund rangierende Dampflok kein Negativ entbehren wollte …