RANGIERMANÖVER

Bereits bei der Eröffnung seiner Strecke von Marten zum Bahnhof Lütgendortmund wollte der Landkreis seinen Fahrgästen einen möglichst komfortablen Umstieg zur Staatsbahn ermöglichen. Die Platzverhältnisse ließen jedoch neben den Gleisanlagen der Märkischen Straßenbahn nur die Anlage eines kurzen Umsetzgleises zu.

In den 1920er-Jahren wurde der Kreuzungsbereich vor dem Bahnhof Lütgendortmund sowohl von der Westfälischen Straßenbahn als auch von der Dortmunder Straßenbahn doppelgleisig ausgebaut.

Die Westfälische Straßenbahn führte ihre Gleisanlage ausgehend von der Ausweiche am Bahnhof zweigleisig in Richtung Lütgendortmund. Der Gleiswechsel am Bahnhof Lütgendortmund erlaubte die Umfahrung eines Beiwagens. Ob davon tatsächlich Gebrauch gemacht wurde, bleibt offen. Einen Bildbeleg für einen Beiwagenbetrieb gibt es bislang nicht. Im weiteren Verlauf der Strecke über die Bahnhofstraße (heute Lütgendortmunder Hellweg) und die Oespeler Straße (heute Lütgendortmunder Straße) wurde die Trasse eingleisig in der Straßenmitte weitergeführt.

Die Dortmunder Straßenbahn setzte ab 1925 längere und breitere Fahrzeuge ein. Auch der Betrieb mit Beiwagen war auf ihrer Strecke üblich. Das Umsetzgleis am Bahnhof war für die neuen Trieb- und Beiwagen zu kurz. Deshalb verzichtete man auf ein Umsetzgleis in unmittelbarer Nähe des Bahnhofsgebäudes. Stattdessen begann der zweigleisige Ausbau vor dem heute noch erhaltenen „Gasthof zum Bahnhof“ (heute Steinhammer Straße 168 und Borussiastraße 175).

Daraus ergab sich die folgende, bis zur Einstellung des Straßenbahnbetriebs zum Bahnhof Lütgendortmund praktizierte Betriebsform:

Der letzte in der morgentlichen Randzeit fahrende Solotriebwagen setzte nach seiner Ankunft in Lütgendortmund in den zweigleisigen Abschnitt vor dem „Gasthof zum Bahnhof“ zurück. Der nachfolgende Triebwagen mit Beiwagen fuhr sodann bei der Ankunft bis zum Ende des Stumpfgleises. Jetzt übernahm der vor dem Gasthof stehende Triebwagen den Beiwagen, um mit diesem die Fahrt nach Dortmund anzutreten. Nach der Abfahrt fuhr der im Stumpfgleis wartende Triebwagen vor den Gasthof. Beim nächsten ankommenden Zug wiederholte sich das Rangiermanöver.

Für das Personal hatten die Rangierfahrten durchaus Vorteile. Fahrer und Schaffner verbrachten die Pausenzeiten vor dem Gasthof, wo sie nicht von einstiegswilligen Fahrgästen „bedrängt“ wurden. Zudem bot die Wartezeit vor dem Eingang der Gaststube auch andere Vorteile, auf die hier nicht im Detail eingegangen werden sollte.