Aufgrund des relativ schlechten Zustands der Gleise und der Oberleitung und des absehbaren Erneuerungsbedarfs war nach Berechnungen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG ein langfristiger Fortbestand der Straßenbahnverbindung von Witten nach Castrop-Rauxel nicht wirtschaftlich, insbesondere im Vergleich zu den Anschaffungs- und Betriebskosten von Omnibussen.
Dies war der Grund dafür, die Linie 22 zwischen Langendreer Bahnhof und der Emschertalbahn in Castrop-Rauxel am 31. Mai 1951 stillzulegen und ab 1. Juni 1951 auf die neue Omnibuslinie 78 umzustellen.
Der letzte von Langendreer nach Castrop fahrende Straßenbahnwagen wurde mit Tannenzweigen geschmückt. Die Öffentlichkeit nahm von dem historischen Moment gleichwohl kaum Notiz.
ENTSCHEIDUNG IM AUFSICHTSRAT
Bereits kurze Zeit später fiel in der Aufsichtsratssitzung der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG am 24. Juli 1951 die Entscheidung, auch den Straßenbahnbetrieb der Linie 27 zwischen Crengeldanz und Langendreer Bahnhof sowie den Restbetrieb der Linie 22 auf der Stichstrecke von Langendreer Bahnhof zum Alten Bahnhof (Kaisersteg) zu beenden.
So fuhr am Abend des 30. November 1951 zum letzten Mal ein Straßenbahnwagen im Linienverkehr von Witten nach Langendreer. Die Strecke zwischen Langendreer und Witten übernahm die Omnibuslinie 78, den Abschnitt von Langendreer zum Alten Bahnhof die Omnibuslinie 79. Das Teilstück zwischen Witten-Markt und Bommern Denkmal fiel an die Straßenbahnlinie 10.
Das Beitragsbild aus der BOGESTRA-Fotosammlung zeigt die letzte Fahrt der Linie 27. Triebwagen 45 wurde nach Brauch der Jäger mit einem Tannenzweig geschmückt. Die Tafel, die auf den besonderen Anlass hinweisen sollte, wurde später für die Veröffentlichung in den Betriebsmitteilungen der BOGESTRA ergänzt.
Der Geschäftsbericht der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG für die Jahre 1951 und 1952 kommentierte die Einstellung wie folgt:
„Im Laufe des Jahres 1951 wurden die Straßenbahnlinien Castrop-Rauxel – Langendreer – Witten und Bochum-Grumme – Wohlfahrtstraße auf Omnibusbetrieb umgestellt. Für Erneuerung der Gleis- und Fahrleitungsanlagen dieser Linien … wären zur Weiterführung des Straßenbahnbetriebes erhebliche Mittel aufzuwenden gewesen. Die Schwierigkeiten, diese Mittel zu beschaffen, und der geringe Kapitalbedarf für Omnibusse waren entscheidend für die Umstellung.“
ABBAU DER GLEISE
Im Verlauf des Jahres 1952 wurden die ersten Gleise zwischen Castrop, Lütgendortmund und Langendreer entfernt. Das Gleisdreieck am Bahnhof Langendreer wurde im September 1952 ausgebaut.
Der Straßenbahnbetrieb zwischen Castrop und Bochum, den ich auf meiner Bochumer Website „RUND UM DEN KUHHIRTEN“ im Detail beschreibe, hatte noch weitere Jahre Bestand. Am 8. Mai 1967 wurde gleichwohl auch die Straßenbahnlinie 7 zwischen der Münsterstraße in Castrop und Gerthe durch die Omnibuslinie 67 ersetzt.