Als Folge der Inflation ruhte ab dem 16. Oktober 1922 auch auf der Linie K zwischen Witten und Annen der Personenverkehr. Erst am 24. Januar 1924 konnte er wieder aufgenommen werden. Das Teilstück zwischen den Bahnhöfen Annen Nord und Annen Süd wurde nicht mehr reaktiviert.
Der zweigleisige Ausbau der Wittener Bahnhofstraße im Jahr 1927 und die Beschaffung zusätzlicher Fahrzeuge ermöglichten zum 1. Februar 1928 die erneute Einführung eines 10-Minuten-Verkehrs auf der Linie K zwischen dem Bahnhof Witten-West und der Ausweichstelle in Höhe der Bruchschule. Am 25. August 1928 wurde der 10-Minuten-Takt bis zur Endstelle in Annen ausgedehnt.
Nach der Eröffnung der Strecke nach Herbede am 1. Oktober 1929 als Linie O wurde der Streckenast nach Annen ab dem 1. Oktober 1930 mit dieser Linie verbunden. Zeitgleich wurde auf der Stichstrecke zum Bahnhof Witten-West der Linienverkehr mangels Nachfrage eingestellt. Dadurch konnte ein Wagen eingespart werden. Die Linie K blieb auf der Relation Kornmarkt – Annen, in deren Verlauf zahlreiche große Industriebetriebe lagen, als Verstärkerlinie für den Berufsverkehr am Nachmittag bestehen.
Das nachfolgende Foto, ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte (Hermann Lorch Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld), entstand vermutlich 1936 am Bahnhof Annen-Nord. Das Gleis in der Bismarckstraße war bereits demontiert. Der auf dem Bild sichtbare Rest des Abzweiges wurde zu diesem Zeitpunkt nur noch gelegentlich zum Umsetzen von Beiwagen genutzt. Der Straßenbahnwagen stammt aus der Lieferung von 1929 (Triebwagen 61 bis 70). Für die Beschilderung nutzte die Westfälische Straßenbahn bei den Neubaufahrzeugen moderne Rollbänder, bei denen Liniennummern und Fahrtziele in weiß auf schwarzem Grund angezeigt wurden.
HOHE LINIENNUMMERN
Mit der Übernahme der Westfälischen Straßenbahn GmbH durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG erhielt die Linie O (Annen – Herbede) ab dem 1. Februar 1938 zunächst die Nummer 23, ab Mitte 1940 dann die Nummer 32. Die Linie K (Annen – Witten West-Bahnhof) wurde als Linie 29 weitergeführt.
Die Linienbezeichnungen 29 und 32 erhielten sich über den Zweiten Weltkrieg. Nach der Einstellung der Linien 22 und 27 im Laufe der Jahres 1951, wurden die Linienbezeichnungen in Witten neu vergeben: Vom Januar 1952 an war die Linie 11 anstelle der 32 unterwegs. Die Linienbezeichnung 29 entfiel.
AUSBAU NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der doppelgleisige Ausbau der Straßenbahn in der Annenstraße fortgesetzt. Die Endstelle am Bahnhof Annen-Nord wurde auf die südliche Straßenseite verlegt.
Eine letzte „Schwachstelle“ im Zusammenhang mit dem zweigleisigen Ausbau der Straßenbahn war über viele Jahre die Überführung der „Rheinischen Eisenbahn“ in Höhe der Einmündung der Schleiermacherstraße. Zwischen 1966 und 1968 konnte der Engpass durch den Bau einer neuen Eisenbahnbrücke beseitigt werden. Die alte Überführung blieb als Fußgängerweg erhalten.
Das Beitragsbild von Wolfgang R. Reimann zeigt den Bahnhof Annen-Nord am 29. Dezember 1963. Triebwagen 10 steht zur Fahrt nach Herbede bereit. Im Hintergrund ist links das schon reichlich heruntergekommene Bahnhofsgebäude zu sehen. Weitere Impressionen aus den 1960er-Jahren enthält die Bildfolge.