BOGESTRA 1900 BIS 1949

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA) nahm den Verkehr auf der Linie nach Witten zunächst mit den Fahrzeugen aus den Erstlieferungen auf (Triebwagen 1 bis 57 und 60 bis 75). Die kleinen zweiachsigen Fahrzeuge wurden von Siemens & Halske zentral bei unterschiedlichen Waggonfabriken – Herbrand, Hofmann und Stoll – beschafft. Für die besonders verkehrsreichen Streckenabschnitte gab es Beiwagen (Beiwagen 101 bis 155), die an den Ausweichen „umgesetzt“ werden konnten.

Mit ihrem leuchtenden Anstrich in rot und creme unterschieden sich die diese frühen Straßenbahnwagen von denen anderer Städte, für die Siemens & Halske ebenfalls Verkehrsbetrlebe aufgebaut hatte. Während der vier- oder fünffenstrige Fahrgastraum geschlossen war, mussten die Fahrer auf offenen Plattformen ihren Dienst versehen. Eine besonders im Winter unangenehme Arbeit.

Ein auf dem Dach der Triebwagen montierter Schleifbügel sorgte für den Fahrstrom. An den Endstellen musste der Schaffner den Bügel an einer Leine von der Oberleltung abziehen und auf dem Dach des Wagens so drehen, dass er in Fahrtrichtung „nachgezogen“ werden konnte. Der Fahrer wechselte derweil den Führerstand und hatte mit den Kurbeln für Fahrschalter, Richtungswender und Handbremse zahlreiche Handgriffe zu erledigen.

Besonders im Winter war des Leben der Straßenbahner hart. Oft war die Oberleltung vereist und die Stromzufuhr wurde unterbrochen. In solchen Fällen musste der Schaffner versuchen, mit dem Stromabnehmer das Eis von der Fahrleitung abzuschlagen, um so den Kontakt wieder herzustellen.

Die Fahrgäste wussten trotz der im Gegensatz zu heutigen Straßenbahnwagen unbequemen Fahrt auf den Holzbänken der ersten Fahrzeuge ihr neues Verkehrsmittel zu schätzen. Auf Postkarten und frühen Fotos dokumentierte man mittels der entsprechend in Szene gesetzten Straßenbahn den fortschrittlichen Geist in der Stadt.

WEYER-WAGEN

1900 und 1901 wurden von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bei der Waggonfabrik Weyer in Düsseldorf eine große Serie neuer Straßenbahnwagen beschafft (Triebwagen 58 und 59, 76 bis 102 und 120 bis 150). Sie hatten geschlossene Führerstände. Zu der damaligen Zeit Luxus für die Beschäftigten der öffentlichen Verkehrsmittel. Auch zu diesen Triebwagen gab es passende Beiwagen, allerdings mit unverglasten Plattformen (Beiwagen 251 bis 266, 296 und 297).

Allgemein vemisst wurden anfangs sogenannte „Sprengwagen“. Sie sollten, so der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger, den Staub auf den zumeist nur gewalzten Straßen mit Wasser binden. Der erste Sprengwagen wurde jedoch erst 1913 beschafft.

UERDINGER WAGEN

Ebenfalls 1912/13 kommt noch eine große Serie von Trieb- und Beiwagen, die die Waggonfabrik Uerdingen liefert, in Fahrt (Triebwagen 170 bis 209 und 222 bis 251). Auch zu diesen Wagen gesellen sich in zwei Bauserien passende Beiwagen (Beiwagen 350 bis 383).

Nach dem Vorbild der Uerdinger-Triebwagen liefern die Dortmunder Union und die Mainzer Waggonfabrik Gastell drei weitere Serien (Union: Triebwagen 201 bis 221, Gastell: Triebwagen 252 bis 267 sowie Triebwagen 501 bis 530). Die dazu passend von der Waggonfabrik Gastell gelieferten Beiwagen (Beiwagen 272 bis 320) unterscheiden sich von ihren Vorgängern durch einen dreifenstrigen Wagenkasten.

GASTELL-WAGEN

Nachdem mit der Reichsmark im August 1924 stabile Verhältnisse eingekehrt waren, wurde auch der Wagenpark um neue und moderne Fahrzeuge ergänzt (Triebwagen 531 bis 546 und Beiwagen 384 bis 393 sowie 416 bis 435).

CREDE-WAGEN


1942 wird die letzte Vorkriegs-Fahrzeugserie von der Waggonfabrik Credé an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG ausgeliefert (Triebwagen 550 bis 559). Drei weitere bauartgleiche Triebwagen und einige „Reservefahrgestelle“ liefert Credé aufgrund der Kriegsereignisse 1949 nach (Triebwagen 92 bis 94).

FUCHS-WAGEN

Um nach dem Kriegsende den dringend benötigten Fahrzeugpark zu decken, beschafft die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bei der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg die sogenannten Kriegsstraßenbahnwagen (KSW – Triebwagen 95 bis 109, Beiwagen 300 bis 336). Die letzten Triebwagen der aus einfachen Materialien hergestellten und nur wenig Komfort bietenden Fahrzeuge blieben trotz der harten Holzsitze und der unfallträchtigen Schiebetüren bis 1976 als Einsatzwagen im Bestand.

AUFBAU-WAGEN

Den „Fuchs-Wagen“ folgen 1948/49 die sogenannten „Aufbauwagen“. Die Benennung bezieht sich darauf, dass die Hersteller – die Düsseldorfer Waggonfabrik Düwag und die Westdeutschen Waggonfabriken in Köln (Westwaggon) – für diesen Wagentyp noch brauchbare Teile von recht neuen, aber kriegszerstörten Fahrzeugen verwendeten. Für die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurden die neuen Wagenkästen auf Gastell- und Credé-Fahrgestelle aufgesetzt. Die 13 Triebwagen (Triebwagen 110 bis 122) wurden vor allem im Bochumer Netz und damit auch auf den Strecken nach Witten eingesetzt.