WITTEN – IM KRANZ DER HÜGEL UND WÄLDER

Der Wittener Süden war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ein beliebtes Ausflugsziel der Wittener Stadtbevölkerung. In den 1920er-Jahren wurden deshalb an den Wochenenden sogar besondere Einsatzwagen eingesetzt, um den Menschen eine Fahrgelegenheit an die Ruhr und weiter nach Bommern zu bieten. Selbst während der Hyperinflation wurde an dieser Tradition festgehalten: Obwohl der Linienverkehr seit Oktober 1922 stark eingeschränkt und teilweise sogar ganz eingestellt werden musste, bot die Westfälische Straßenbahn zu Pfingsten 1923 einen Straßenbahn-Ausflugsverkehr von Witten nach Bommern an.

Auch in der Nachkriegszeit zog es die Wittener Bevölkerung an schönen Wochenenden in den Süden der Stadt. Dies inspirierte das damalige Wittener Stadtmarketing, mit einem neuen Attribut – „Im Kranz der Hügel und Wälder“ – für ein frisches und freundliches Image der Stadt zu werben.

Anfang der 1950er-Jahre griff ein städtischer Werbeprospekt den sympathischen Namenszusatz auf. Zur Illustration des Abschnitts „Witten – das bevorzugte Ausflugsziel“ verwendete man ein 1937 von den Industrie-Fotografen Klinke & Co. in Berlin im Auftrag der Stadt Witten aufgenommenes Foto der neu angelegten Provinzialstraße im Anschluss an die am 11. Juni 1936 eröffnete neue Ruhrbrücke. Es zeigt neben dem Hotel Bellevue aufgrund einer zufälligen Konstellation auch den Schienenreinungswagen 503 der Westfälischen Straßenbahn. Er ist auf der neu angelegten Trasse der Linie E unterwegs.

Das Bildmotiv wurde ab 1937 als Postkarte verkauft (Industrie-Fotografen Klinke & Co., Berlin – Sammlung Stadtarchiv Witten). Der Werbeprospekt, von dem ein Exemplar in der Sammlung von Wolfgang Nyga erhalten blieb, wurde bis Ende der 1950er-Jahre ausgegeben, und somit auch noch, als die Straßenbahnstrecke nach Bommern bereits durch eine Omnibuslinie ersetzt worden war. Sein Titel – „Im Kranz der Hügel und Wälder“ – findet sich auch in anderen zeitgenössischen Publikationen, so beispielsweise als Überschrift eines Imageartikels im 1955 erschienenen Adressbuch der Stadt Witten. 2020 wurde das Attribut im Rahmen von Stadtführungen des Wittener Stadtmarketings erneut aufgegriffen: „Über 800 Jahre ist Witten alt. Die Geschichte von der Keimzelle bis zur Stadt von heute macht ein Stadtrundgang in der Innenstadt sichtbar. Seit langem prägt die Industrie das Bild der Stadt, die sich zu einem modernen Industriestandort entwickelt hat. Trotzdem bleibt sie die Stadt im Kranz der Hügel und Wälder.“