Die Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg im August 1914 führte im gesamten Wittener Straßenbahnnetz und damit auch in Langendreer zu erheblichen Einschränkungen. Ab dem 3. August 1914 wurde aufgrund des durch Einberufungen entstandenen Personalmangels auf allen Linien anstelle des 10-Minuten-Taktes ein 20-Minuten-Takt eingeführt.
Als unmittelbare Folge der Mobilmachung wurde die im Vergleich zu anderen Linien schwach frequentierte Linie G zwischen Laer und Langendreer Süd (Kaisersteg) am 3. August 1914 eingestellt.
ERHEBLICHER PROTEST
In den folgenden Monaten war die Westfälische Straßenbahn im Kontext des anhaltenden Personal- und Rohstoffmangels gezwungen, alle Linien auf ihre Rentabilität hin zu überprüfen. Die Linie G hielt den Kriterien nicht stand. Trotz erheblicher Proteste der Gemeinde Langendreer folgte daraufhin am 1. März 1915 auch die Einstellung des Straßenbahnverkehrs zwischen Langendreer Süd und Werne.
In Werne bestand seit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke in der Wernerstraße im November 1913 eine Gleisverbindung zwischen der Linie G und der Linie H. Damit konnte die vom Bahnhof Langendreer kommende Linie H ab Werne das Teilstück über die Kaiserstraße (nach 1929 Kreyenfeldstraße) und die Hellwegstraße (heute Werner / Lütgendortmunder Hellweg) zum Baulager Lütgendortmund übernehmen.
VORÜBERGEHENDE EINSTELLUNG
Da die Einstellung der Linie G als „vorübergehend“ klassifiziert wurde, blieben die Gleise zunächst liegen. Die Kupferfahrdrähte der Oberleitungsanlage wurden im Juli 1915 zur Gewinnung von Buntmetall für die Kriegswirtschaft demontiert und zusammen mit überflüssigem Material von anderen Streckensanierungen als Sekundärrohstoff an die Heeresverwaltung verkauft.
In einem Fahrplanheft, das die Westfälische Straßenbahn zum Fahrplanwechsel am 1. Mai 1918 veröffentlichte, sind die Linie G und ihr letzter Streckenverlauf Laer Provinzialstraße – Lütgendortmund Baulager mit dem Zusatz „Nicht in Betrieb“ noch enthalten. Im März 1919 wurden dann jedoch auch die Oberleitungsmasten zwischen Laer und Langendreer Süd entfernt, später dann auch die Gleise.
Das 1915 als Postkarte publizierte Beitragsbild des Bahnhofsvorplatzes in Langendreer steht symbolisch für die Einschränkungen während des Ersten Weltkriegs. An der wichtigen Umsteigehaltestelle herrscht bedrückende Leere (Verlag Friedrich Kleine, Werne – Sammlung Peter Kracht).