Da die Bebauung zwischen Crengeldanz und Langendreer im Eröffnungsjahr der Straßenbahn recht dünn war, konkurrierte die Märkische Straßenbahn in der Anfangszeit auf diesem Teil ihres Netzes mit der parallel verlaufenden, 1880 eröffneten Eisenbahnstrecke.
Mehr Attraktivität und einen wirtschaftlichen Betrieb versprach ein Netzausbau von Langendreer nach Lütgendortmund und Castrop – mit Übergangsmöglichkeiten zur Eisenbahn am Bahnhof Lütgendortmund und in Castrop.
Castrop war um die Jahrhundertwende eine aufstrebende Industriestadt. Ein wichtiger Motor der Wirtschaft war die Zeche Erin, die seit 1867 Kohle förderte. Ihr Anschlussgleis zur Köln-Mindener-Eisenbahn wurde vom 1. Dezember 1874 an als Teil der sogenannten „Emschertalbahn“ auch für den allgemeinen Güterverkehr und den Personenverkehr genutzt.
Das Beitragsbild (Verlag Hermann Lorch, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld) zeigt die Schachtanlage Erin um die Jahrhundertwende. Für die nachfolgend wiedergegebene Postkarte (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld) wurden der Zechenbahnhof und die Kokerei fotografiert. Im Hintergrund sind der Ortskern von Castrop und die anschließenden Ruhrhöhen bei Langendreer und Witten zu sehen.
VERTRAGSCHLUSS
Die vertraglichen und finanziellen Grundlagen für den Ausbau des Streckennetzes der Märkischen Straßenbahn nach Castrop konnten mit der Aufnahme der Gemeinden Laer, Werne und Lütgendortmund in den Gesellschafterkreis des Unternehmens geschaffen werden. Am 24. November 1899 wurden die Verträge mit Laer und Werne unterzeichnet. Der Vertrag mit Lütgendortmund wurde am 8. Februar 1901 geschlossen.
Ein erster Schritt für den Bau der Streckenerweiterungen im nördlichen Netzteil war der Bau einer Betriebsstrecke vom Baulager, dem späteren Depot Lütgendortmund, nach Langendreer-Nord im Verlauf des Jahres 1900.
„BETRIEBSSTRECKE“
Die in den historischen Unterlagen verwendete Bezeichnung als „Betriebsstrecke“ legt nahe, dass es am Bahnhof Langendreer eine Umschlagmöglichkeit für Baumaterial gab.
Wie an anderer Stelle dargelegt, war es bis zur Höherlegung der Eisenbahnstrecken in Langendreer nicht möglich, mit Straßenbahnwagen den damals noch vorhandenen, niveaugleichen Bahnübergang am Bahnhof Langendreer Nord zu queren. So steht zu vermuten, dass die für den Baubetrieb notwendigen Straßenbahnwagen und / oder Loren mit Hilfe provisorischer Gleise oder unter Nutzung von Straßenrollern zum Baulager gebracht wurden.
Ganz ähnlich war man in Witten bei der Anlieferung der ersten Straßenbahnwagen vorgegangen: Sie wurden damals mangels Oberleitung von Pferden teils über bereits verlegte Gleise, teils über Provisorien zum Betriebshof gezogen. Da dies seinerzeit im Bild festgehalten wurden, war gelegentlich in der Literatur von einem anfänglichen Pferdebahnbetrieb die Rede, den es aber tatsächlich zu keinem Zeitpunkt in Witten gegeben hat.