Am 24. November 1899 traten die Gemeinden Laer und Werne als neue Gesellschafter in die Märkische Straßenbahn ein – verbunden mit der Auflage, die „Kaisersteg“-Linie im Süden bis zur Provinzialstraße in Laer und im Norden über Werne bis zur Provinzialstraße in Lütgendortmund zu verlängern.
Der Ausbau nach Norden wurde im Verlauf des Jahres 1900 angegangen.
Von der Spitzkehre am Bahnhof Langendreer Süd wurde die neue Strecke zunächst für einige Meter neben der Eisenbahn bis zur Gasstraße geführt. Diese historische Trasse ist heute mit dem Damm der S-Bahn-Strecke überbaut. Sie verlief parallel zur heutigen Straße „Im Uhlenweg“.
Im Verlauf der Gasstraße unterquerte die Straßenbahnstrecke zunächst die Gleise der ehemaligen Bergisch-Märkischen Eisenbahn, dann die der ehemaligen Rheinischen Bahn.
Über die ehemalige Bahnhofstraße (seit 1929 Heinrich-Gustav-Straße) und die Kaiserstraße (von 1919 bis 1929 Schillerstraße, seit 1929 Kreyenfeldstraße) wurden der Werner Markt und das Amtshaus, die Post und die evangelische Kirche in Werne erreicht.
In der Bahnhofstraße lag das Gleis auf der östlichen Straßenseite. Kurz vor der Einmündung des traditionellen Flurweges nach Langendreer Nord (später – vermutlich nach 1912 – Rheinische Straße, seit 1929 Wallbaumweg) befand sich eine Ausweiche. An der Einmündung zur Kaiserstraße wechselte das Gleis bis zum Werner Markt auf die westliche Straßenseite.
PARALLELVERKEHR IN WERNE
Von Laer kommend eröffnete am 22. Februar 1901 auch Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG eine Verbindung nach Werne. Sie verlief im Bereich des Amtshauses parallel mit der Linie der Märkischen Straßenbahn. Eine Verbindung der Gleisnetze wurde jedoch nicht hergestellt.
Vom Amtshaus Werne fuhr die Märkische Straßenbahn in südlicher Seitenlage über die Kaiserstraße (heute Kreyenfeldstraße) bis zur Hellwegstraße (heute Werner Hellweg). Hier, in Höhe des Gasthofes „Unter den Linden“ von Friedrich Carl Berg, traf die Märkische Straßenbahn erneut auf die Strecke der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Deren Endstelle „Werne Berg“ lag wenige Meter vor der Einmündung der Kaiserstraße in der Hellwegstraße.
In weiterhin südlicher Seitenlage des heutigen Werner Hellwegs und des anschließenden Lütgendortmunder Hellwegs erreichte die Straßenbahn die Provinzialstraße in Lütgendortmund, wo in Höhe der Gaststätte Büchter ein Anschluss an die bereits zuvor angelegte Betriebsstrecke von Langendreer-Nord zum Baulager Lütgendortmund hergestellt wurde.
Der letzte Abschnitt der Strecke folgte der damaligen Kaiserstraße (heute Werner Straße) von der Kreuzung mit der Provinzialstraße bis in die Ortsmitte von Lütgendortmund (Lütgendortmund-Markt).
Am 12. August 1900 konnten die 4,165 Kilometer Gleis vom Kaisersteg über Werne nach Lütgendortmund landespolizeilich abgenommen und für den Verkehr freigegeben werden. Die Betriebskonzession war am 11. April 1899 erteilt worden.
Betriebsintern wurde die neue Verbindung nach Lütgendortmund anfangs als Linie 4 bezeichnet. An den Straßenbahnen selbst wurden nur die jeweiligen Fahrtziele angezeigt.
BETRIEBSSTRECKE WIRD ÖFFENTLICH
Im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der Strecke vom Kaisersteg nach Lütgendortmund war es möglich, die Betriebsstrecke vom Depot Lütgendortmund / Gaststätte Büchter über die Wilhelmshöhe zum Bahnhof Langendreer (Langendreer-Nord) für den Personenverkehr zu nutzen. Sie wurde über die Provinzialstraße noch um einige hundert Meter bis zu der von Heinrich Kranefeld betriebenen Gaststätte „Zum krummen Säbel“ weitergeführt.
Am 6. September 1900 wurde die 3,055 Kilometer lange Strecke Langendreer Nord – Wilhelmshöhe – Kranefeld unmittelbar nach der landespolizeilichen Abnahme für den Personenverkehr freigegeben. Betriebsintern wurde sie als Linie 5 geführt. Die Konzession war am 12. Juni 1900 erteilt worden.
Das Beitragsbild kommt aus der Sammlung des Werner Heimatforschers Peter Kracht. Die am 21. August 1906 gelaufene Postkarte aus dem Verlag Fritz Gärtner, Werne, zeigt Triebwagen 29 der Märkischen Straßenbahn in der Höhe des Werner Amtshauses in der Kaiserstrasse.