Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs investierte die Westfälische Straßenbahn GmbH weiter in die Ertüchtigung der Strecken der ehemaligen Märkischen Straßenbahn.
Nach einer kurzen Unterbrechnung in der wirtschaftlich angespannten Inflationsphase und während der Ruhrbesetzung wurde der Ausbau des Wittener Streckennetzes konsequent vorangetrieben.
Im Geschäftsjahr 1926 wurde die Crengeldanzstraße bis zur Kreuzung mit der Hauptstraße und der Ardeystraße in Höhe des Marienhospitals zweigleisig ausgebaut. Die eingleisige Führung durch die Augustastraße wurde aufgegeben.
Im Geschäftsjahr 1927 folgte der zweigleisige Ausbau der Hauptstraße zwischen dem Marienhospital und dem Kornmarkt. Auch die Trasse in der Bahnhofstraße erhielt im Hinblick auf den geplanten Bau der Straßenbahnstrecke von Witten über Heven nach Herbede ein zweites Streckengleis.
Das nachfolgende Bild, eine Postkarte aus dem Jahr 1912 (Verlag F. K. W. – Sammlung Ludwig Schönefeld), zeigt die Crengeldanzstraße vor dem zweigleisigen Ausbau. Das aus Langendreer kommenden Gleis zweigt nach rechts in die Augustastraße ab. Am Horizont ist das Marienhospital zu erkennen.
MODERNISIERUNG DER HALTESTELLEN
Parallel zum Ausbau der Strecken wurden auch die Haltestellen modernisiert und kundenfreundlicher gestaltet. Am Markt entstanden in der Bahnhofstraße für beide Fahrtrichtungen breite Haltestelleninseln. Die Fahrpläne wurden nunmehr auf von innen beleuchteten Informationssäulen präsentiert.
Die in den 1930er-Jahren hochmodernen „Fahrgastinformationssysteme“ passten bestens zu der „Persiluhr“, die zu dieser Zeit die Kreuzung der Bahnhof- und Johannisstraße mit der Haupt- und Ruhrstraße schmückte. Sie war ein recht seltenes Exemplar. Die Dame auf dem Leuchtdisplay ist eine Variante der weit verbreiteten, von Kurt Heiligenstaedt entworfenen Dame mit Florentinerhut. Die in einen Kubus integrierte Uhr verweist bereits auf die Formensprache der „Persiluhren“ in den 1950er-Jahren. Aus dieser Serie blieb möglicherweise kein Exemplar der ansonsten weit verbreiteten Stadtuhren erhalten.
Das Beitragsbild, eine 1937 im Verlag Heinrich Koch, Essen, erschienene Mehrbildkarte (Sammlung Ludwig Schönefeld), präsentiert Witten als moderne Stadt. Einen Ausschnitt der Karte habe ich in die Bildfolge aufgenommen. Er zeigt den modern „möblierten“ Marktplatz. Die Straßenbahn links wartet in der Hauptstraße auf die Weiterfahrt nach Bommern. Das im 18. Jahrhundert gebaute Gasthaus „Alte Zeit“ steht an der Ecke Johannis- und Ruhrstraße.
KRAFTVERKEHR
In Ergänzung der Straßenbahnlinien hatte die Westfälische Straßenbahn seit Mitte der 1920er-Jahre auch mehrere Kraftverkehrslinien in Betrieb genommen.
Auf dem Marktplatz in Witten entstand im Zusammenhang mit dem zweigleisigen Ausbau der Straßenbahntrecke neben den Haltestelleninseln der Straßenbahn auch eine Haltestelle für den Kraftverkehr. Sie ist auf der nachfolgenden, Anfang der 1930er-Jahre verlegten Postkarte aus dem Verlag H. Rubin & Co., Dresden-Blasewitz, in der Bildmitte zu sehen (Sammlung Ludwig Schönefeld).
Hier hielten die Omnibuslinien „J“ Stockum – Stockum Bahnhof – Witten Ostbahnhof – Marienhospital – Markt – Marienhospital – Crengeldanz – Stockum Bahnhof – Stockum und „K“ Hiddinghausen Bahnhof – Bommern Denkmal – Markt – Herdeckerstrasse – Herdecke Ruhrbrücke.
Im Vergleich zur Bildfolge fallen die Gittermasten der Straßenbahn auf. Sie wurden ebenso wie die Litfaßsäule wenige Jahre später ersetzt. Das Kaufhaus Blank modernisierte seine Fassade. Dabei entstand eine dem Zeitgeschmack folgende neue Fensterfront für das erste Stockwerk.